Kritiken



All inclusive – Keiner bleibt zurück

Premiere: 07.11.2014, Stadttheater Lippstadt

 

 

Die "Westfälischen Nachrichten" zu "Adolphinum - all inclusive"
am 12.11.2016:


Havixbeck - Am Gymnasium Adolphinum wird Inklusion ganz groß geschrieben. Zumindest sieht das die Bezirksregierung gerne: „Adolphinum – all inclusive. Keiner bleibt zurück“.


Von Maxi Krähling.

 

 

Am Gymnasium Adolphinum wird Inklusion ganz groß geschrieben. Zumindest sieht das die Bezirksregierung gerne: „Adolphinum – all inclusive. Keiner bleibt zurück“. Klingt mehr nach einem spannenden Survival-Urlaub, als nach pädagogischem Ansatz. Passt auch eher, denn während sich die Schüler mit Tablet und Smartphone durch den alltäglichen Lerndschungel von Balladen und Lateinvokabeln kämpfen, dümpeln die Lehrer abgeschlafft im Warteschleifen-Pool ihres Lebens herum.

Warteschleifen und Inklusion? Seltsamer Weise geht das gut und äußerst unterhaltsam zusammen. Zumindest, wenn „Die Daktiker“ sich dem Thema annehmen. Das vierköpfige Kabarett-Team holte am Donnerstagabend im Forum der Anne-Frank-Gesamtschule das Lehrerzimmer kurzerhand auf die Bühne und nahm den Lehrkörper sowie das Schulsystem, inklusive Inklusion, mit all seinen Macken und Maschen auf die Schüppe. Wirklich lustig und nicht nur für die zu verstehen, die sich selber beruflich in der Szene bewegen.

Man hat es auch nicht leicht als Lehrer. Wenn nur nicht die Schüler und die Bezirksregierung wären. Denn die hat dem Adolphinum aufoktroyiert, sich als Modellschule für „Gemeinsames Lernen“ zu etablieren. Nicht ganz unschuldig daran ist der kommissarische Schulleiter Willi Lass. Denn der hat lediglich seine Entfristung und Ernennung zum vollwertigen Schulleiter im Kopf. Also nimmt er die Weisung von oberster Stelle in Kauf und instruiert seine Kollegen. Danach muss er schnell wieder ans Telefon und sich mit der Bezirksregierung ins Benehmen setzen. Aber hier, wie so häufig bei Behörden, hängt er tagelang in der Warteschleife.

Am Adolphinum wartet anscheinend jeder auf etwas. Während Lass wartet, kann Lateinlehrer Karl-Eduard Krick seinen Vorruhestand kaum noch abwarten. Die Tasse Tee und der Kopierer sind ihm das Liebste an der Schule. Gleichstellungsbeauftragte Hilde Lengowski wartet darauf nach Hause zu ihren Katzen gehen zu können und auf etwas mehr Herzenswärme von ihrem Kollegen Müller-Liebenstreit. Der erwartet, als Deutschlehrer und „nur“ Angestellter, endlich von seinen Schülern ernst genommen zu werden.

So hat jeder sein Päckchen zu tragen. Dazwischen glitzert die Inklusion hier und da mal durch, zumindest der Versuch, sie in den Schulalltag zu integrieren, zu Not mit Malheften und Volksliedern. „Denn verhaltensgestört oder infantil, am Adolphinum seid ihr am Ziel“, wird da gesungen.

„Die Daktiker“ spielten, tobten, schrien und sangen, dass es Spaß machte zuzuschauen. Fast könnte man Mitleid mit den Lehrern bekommen. Für dieses Spiel zollte das voll besetzte Forum begeisterten Applaus.

 

 


die daktiker – Deutschlands dienstältestes Lehrer-Kabarett