Kritiken



Adolphinum - fit for future

Premiere: 19.08.2021, Stadttheater Lippstadt

 

 

Die Lippstädter Zeitung "Der Patriot" am 18.05.2022:


Zwischen Perplexa und Besenstiel

Deutschlands ältestes Lehrerkabarett stärkt Lachmuskeln in Erwitte

von Karin Cordes

Erwitte - ,.Sind heute Lehrkräfte anwesend?" Mit forschendem Blick schaut Pädagogik-Tyrann Krick, alias Hans-Peter Königs, ins Publikum. Keiner zeigt auf. Na prima. Da wollen sich offenbar ein paar Kollegen drücken. Immerhin ist der Saal des Hotel Büker gut gefüllt bei der Veranstaltung der GEW (Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft). "Wir hatten die daktiker schon häufig bei uns zu Gast", freut sich Anne Mertens vom Leitungsteam der GEW. Dieses Mal gibt es doppelten Grund zur Freude. So spenden „die daktiker" an diesem Abend ihre Gage an ein Hilfsprojekt in der Ukraine. Und auch die Zuschauer geben reichlich in eine aufgestellte Spendenbox.

Zweimal hat Corona Deutschlands dienstältestem Lehrerkabarett die Tour vermasselt. Nun sind sie endlich da und präsentieren sich „fit for future". Doch natürlich dreht sich in dem Programm allerhand um die Irrungen, Wirrungen und Folgen der Pandemie.

Bevor das Kollegium des Adolphinums in Erscheinung tritt, kommt zunächst einmal der windige bayerische Vertreter Alois Klettinger (Hans-Peter Königs) den Zuschauern in der ersten Reihe bedrohlich nah. Dabei müssen diese keine Angst haben. Alois hat schließlich eine „zertifizierte aerosol-freie Aussprache" und andere Verkaufsschlager dabei. Überhaupt bringen „die daktiker" mit ihrem Programm „fit for future" ein Programm auf die Bühne, dass für reichlich frischen Wind in der Pandemie sorgt und nicht nur Lehrkräfte zum Lachen bringt. Seit der Zeit ihrer gemeinsamen Studentenbude (1984) und dem Referendariat stehen Andreas Boxhammer, Hermann-Josef Skutnik und Hans-Peter Königs gemeinsam auf der Bühne. Ab Mitte der 90er sorgt dann Brigitte Lämbgen für Frauenquote. Inzwischen mischt sie als Schulleiterin (wenn auch in Probezeit!) die Truppe auf. Den Wahnsinn aus dem Lehrerzimmer bringen die durch das wahre Schulleben nervengestählten Pädagogen seit Jahrzehnten sehr erfolgreich auf die Bühne.

In der fiktiven pädagogischen Einrichtung, dem „Adolphinum", werden die daktiker-Lehrkräfte auf die Schüler losgelassen. Wobei Lehrkraft Karl Eduard Krick kurz vor der ersehnten Pensionierung steht - jammerschade. Immerhin ist das Ekelpaket Krick Königs' Paraderolle. Kurz vor der Rente gibt er mit „Schleimspuren ambitionierten Attacken auf die Besoldungsstufe A 15" nochmal alles. Zuvor muss er sich jedoch auf seine alten Tage nicht nur mit dem Kollegium und Dr. Johannknecht von der Bezirksregierung herumschlagen, sondern auch mit modernster Technik namens „Perplexa". Denn das Adolphinum ist ins Rennen beim Landeswettbewerb ,,kids fit for future" gegangen. Der Preis ist heiß. Der siegreichen Schule winkt eine vollständig sanierte Toilettenanlage.

Darüber freuen sich besonders Hausmeister Maus und die gesamte Toiletten-AG. Zuvor gibt es allerdings noch etliche Probleme zu lösen. Frontalunterricht war gestern. Nun lernt man hybrid! Stets angeleitet von den absurden Anweisungen des Schulministeriums „Yvonnes Schulmails". Manches löst sich digital, anderes wiederum analog. Beispielsweise beim „DisTanzkurs" mithilfe eines Besenstiels. Das begeisterte Publikum halten „die daktiker" allerdings nicht auf Distanz. Der Funke springt mühelos über.

Seitens der Gewerkschaft gilt es daher nun zwei Dinge zu klären: 1. Therapeutisch begleitendes Kabarett für jeden Berufsstand. 2. Pensionierung der daktiker frühestens mit 87.

 


die daktiker – Deutschlands dienstältestes Lehrer-Kabarett