Kritiken



Adolphinum - fit for future

Premiere: 19.08.2021, Stadttheater Lippstadt

 

 

Die Lippstädter Zeitung "Der Patriot" zur Premiere
von "Adolphinum - fit for future" am 21.08.2021:


Lehrer, die auf Perplexa starren -

die daktiker feiern Premiere

von Andreas Balzer

Sie sind zurück: Mit der Premiere ihres neuen Programms „Adolphinum – fit for future“ haben die daktiker am Donnerstag die neue Spielzeit im ausverkauften Lippstädter Stadttheater eröffnet. Das in der Corona-Zeit kabarettmäßig deutlich unterversorgte Publikum war begeistert.

Lippstadt – Keine Krise ist so schlimm, dass man nicht ordentlich Profit aus ihr schlagen könnte. Und so hat auch Corona sein Gutes. Zumindest für Alois Klettinger, seines Zeichens windiger Anbieter von Lehrerbedarf.

Der von Hans Peter Königs hinreißend als forsch-anbiederndes bayerisches Urgestein verkörperte Verkäufer hat da einiges Praktische im Angebot, das er vor Beginn des Stückes noch unters Volk bringen will. Ein „Niesvlies“ zum Beispiel. Ideal, wenn man sich beim permanenten Niesen in die Armbeuge nicht die Kleidung vollsauen will.

Ganz nebenbei fragt er auch noch das Publikum ab. Ob denn vielleicht Lehrer anwesend seien? Nur zögerlich gehen die Hände nach oben. „Was sind denn das für Feiglinge?“, grantelt Klettinger. „Da dürft ihr euch nicht wundern, wenn die Schüler am Montag nicht aufzeigen!“

Da sich bei den daktikern alles um das Thema Schule dreht, ist es natürlich logisch, dass Lehrer auch einen großen Teil des Publikum stellen. Was jedoch nicht heißt, dass nicht auch „Außenseiter“ etwas mit den Programmen anfangen könnten. Zur Schule gegangen ist schließlich jeder mal. Und verpeilte Vorgesetzte, sonderbare Kollegen, schwierige „Kunden“ und Behördenirrsinn machen ja nicht nur Pädagogen das Leben schwer.

Doch auch nach all den Jahren lässt sich das liebenswert-verschrobene Adolphinum-Kollegium nicht unterkriegen, auch wenn die Zumutungen des Lehreralltags nicht weniger werden. So will die zur Schulleiterin aufgestiegene Hildegard Lengowski (Brigitte Lämbgen) das Adolphinum zur Entgeisterung der Kollegen am Landeswettbewerb „kids fit for future“ teilnehmen lassen.

Kann das gut gehen? Zur Freude des Publikums natürlich nicht. Besonders hinreißend misslingt es dem auf eine A15-Beförderung spechtenden tyrannischen Altphilologen Krick ( Hans Peter Königs in seiner Paraderolle), unter den Augen des Multimedia-Überwachungstools „Perplexa“ den zugewandten, schülerorientierten Lehrer zu mimen. Es endet, wie es enden muss: In einem infernalischen Wutanfall.

Softie Volker Müller-Liebenstreit (Hermann-Josef Skutnik) schafft es dagegen zwar nicht, seinen Schülern die Schönheit der Shakespeare’schen Sprache nahezubringen, aber immerhin bringen sie „Romeo und Julia“ in einem knalligen Rap gut auf den Punkt. Hausmeister Maus (Andreas Boxhammer) redet sich derweil in einem reichlich unbrauchbaren Promovideo fürs Adolphinum zielsicher um Kopf und Kragen.

Mehr als ein roter Faden ist die Wettbewerbsidee freilich nicht. Wie die Vorgängerprogramme setzt „Adolphinum – fit for future“ vor allem auf eine durch die Rahmenhandlung eher locker zusammengehaltene Folge von Sketchen. Das funktioniert auch gut. Dass der rote Faden diesmal trotzdem besonders dünn wirkt, liegt vielleicht daran, dass das Programm coronabedingt mehrfach umgeschrieben und angepasst werden musste. Als die Ursprungsversion eigentlich schon sehr weit gediehen war, gab es die Pandemie nämlich noch gar nicht.

Ein Corona-Programm ist „Fit for future“ dennoch nicht geworden, auch wenn das Virus natürlich immer wieder Thema ist. Etwa in den absurden Anweisungen aus dem Kultusministerium („Yvonnes Schulmails“), die vermutlich näher an der Realität sind, als einem lieb sein kann.

Und natürlich die ist Musik ein zentraler Bestandteil jedes daktiker-Stücks. So wirbt Schulleiterin Lengowski zur Melodie von „Griechischer Wein“ um Quersteinsteiger („Steig bei uns ein“), während die von Hans Peter Königs und Hermann-Josef Skutnik verkörperte Bezirksregierung verspricht: „Wir vom Amt sind immer für euch da“ – was zur Musik von „Sympathy for the Devil“ allerdings nicht wirklich vertrauenserweckend wirkt.

Das Vertrauen des Publikums haben die Kabarettisten dagegen allemal. Daran lässt der starke Applaus keinen Zweifel.

 

 


die daktiker – Deutschlands dienstältestes Lehrer-Kabarett