Kritiken



Adolphinum - fit for future

Premiere: 19.08.2021, Stadttheater Lippstadt

 

 

Skurriles aus dem Schulalltag

„die daktiker“ begeistern in der Aula der Sekundarschule

Sie wissen, wovon sie reden: „die daktiker“.
Das Quartett ehemaliger Pädagogen begeisterte mit seinem Kabarett-Programm „Adolphinum – fit for future“ das Publikum in der Aula der Sekundarschule.


von Herbert Baur

Lüdinghausen. Wer glaubt, dass es über Schule nichts mehr zu sagen gibt, der kennt „die daktiker“ noch nicht. Was diese vier Schulprofis, allesamt (ehemalige) Lehrer, auf die Bühne bringen, ist hautnah dran am manchmal skurrilen Schulalltag. So startete das Kulturforum KAKTuS am Freitagabend sein Sommerfestival 2022 mit diesem grandiosen Kabarett-Event.

„die daktiker“ nahmen ihr Publikum mit auf einen Parforceritt durch den ganz normalen Schulwahnsinn. Wenn dann außerdem noch Corona- Maßnahmen in dem städtischen Traditionsgymnasium „Adolphinum“ umgesetzt werden müssen, dann wird es turbulent.

Mit ihrem im Wechsel komischen und scharf satirischen aktuellen Programm „Adolphinum – fit for future“ sorgten die neue kommissarische Schulleiterin Hildegard Lengowski (Brigitte Lämbgen), Oberstudienrat Karl Eduard Krick (Hans Peter Königs), Ex-Schulleiter Willi R. Lass (Andreas Boxhammer) und der ewige Angestellte Volker Müller- Liebenstreit (Hermann-Josef Skutnik) für Begeisterung in der Aula der realen Sekundarschule Lüdinghausen. Man sieht, sogar das Ambiente stimmte.

Die vielen Anekdoten und komischen Szenen wurden in der Rahmenhandlung des Schulwettbewerbs „kids fit for future“ aufgehängt. Schnell gewechselte Kostüme brachten erstaunlich viele neue Charaktere auf die Bühne, wie den bayrisch grantelnden Alois Klettinger (Hans Peter Königs), seines Zeichens windiger Anbieter von Lehrerbedarf , den hektischen Hausmeister Maus (Andreas Boxhammer), oder den verknöcherten Beamten der Schulaufsicht.

Das Überwachungsgerät „Perplexa“ steht allzeit bereit auf dem Konferenztisch und erweist sich schnell als komplexes Desaster. OStR Krick interessiert eigentlich nur seine pensionssteigernde Höhergruppierung von A14 auf A15 und Volker Müller-Liebenstreit bemüht sich, seine Schüler in die sprachlichen Raffinessen Shakespeares einzuführen. Leider endet die Google Recherche zu „Romeo und Julia“ auf zweifelhaften Internetportalen und die dubiose Plattform Telegram vermeldete sogar, dass die historischen Liebenden nicht tot seien,sondern Gefangene von Bill Gates.

Der Abend war insgesamt ein kabarettistischer Hochgenuss, mit dem das auch mimisch geniale Quartett nicht nur aktuelle und frühere Lehrer im Publikum begeisterte. Man kam aus dem Lachen nicht mehr heraus, wozu ganz sicher die vielen Wortspiele beitrugen. „Was ist Hybridunterricht? Ich fahre noch Diesel“, „Für mich kommt Qualität von quälen“, der „Zollstick ist ein erweiterbares Speichermedium“, mit dem man nebenbei auch den Abstand bestimmen kann. ...

Urkomisch waren auch die zwischendurch immer wieder zitierten E-Mails aus dem Schulministerium zur Umsetzung von Corona- Maßnahmen („Yvonnes Schulmails“). Die klangen so verrückt, das sie vermutlich echt waren, inklusive der Kommafehler. Ein Corona- Programm ist „Fit for future“ dennoch nicht geworden, auch wenn das Virus immer wieder Thema war.

Der anhaltende, tobende Applaus erforderte zwei weitere, sehenswerte Zugaben. Udo Heckelmann, Vorsitzender des KAKTuS Kulturforums e.V., bedankte sich bei den Künstlern, Sponsoren und auch beim Publikum für diesen furiosen Start in das Sommerprogramm.


die daktiker – Deutschlands dienstältestes Lehrer-Kabarett